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Weltspuk
162 Bücher



Max Dauthendey
Weltspuk . 1. Auflage 1910



Wünsche nicht ohne Ende

Heute scheint alles durcheinandergestellt,
Eine schwarzweiße scheckige Schneewelt.
In dem eisigen Fluß stauen sich die Eisstücke und Eisplatten,
Wie die Trümmer einer grauen Brücke, die ein paar Riesen zertraten.
Auf den Bergen sind wechselnde Schneestrecken
Und dunkle Erdstecken, wie die Herden fliehender Ratten;
Und alle Uferhäuser sind wie Karren, die im Schnee stecken,
Und sind festgefahren und müssen in Ohnmacht die Luft anstarren.
Aber blau in der Ferne taucht ein Schneeberg hervor,
Der ist wie ein stählern geschlossenes Tor.
Und niemand weiß, was dahinter erscheinen kann,
Gehst Du hin und klopfst an das gespenstige Tor an.
Vielleicht tritt ein Scharfrichter blutrot heraus
Und hält ein Haupt an den Haaren in die Luft hinaus.
Vielleicht kann eine schöne weiße Jungfrau daraus erscheinen.
Du darfst Dir alles wünschen vor dem Schnee, dem blaureinen.
Und vor der schwarz- und weißscheckigen Erde heute,
Wird Dein verwirrtes Herz leicht Deiner Wünsche Beute.
Darum nimm Dich in acht und wünsche nicht ohne Ende,
Denn zuletzt sind die Wünsche wie Schneeballen für die warmen Hände.


  Max Dauthendey . 1867 - 1918






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