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Die ewige Hochzeit. Der brennende Kalender
162 Bücher



Max Dauthendey
Die ewige Hochzeit. Der brennende Kalender . 1. Auflage 1905



Oktober

Zaudernde Nebel gehen ums Haus,
Der Herbsttag kleidet die Bäume aus.
Werde nicht bang, Geliebte mein,
Die Liebe schläft nicht mit den Bäumen ein.
Verlöschen im Garten die Blumen wie Funken,
Sind die Gärten wie Spuk versunken,
Werden die Tage dunkel und scheuer,
Dir wächst in meiner Kammer unersättliches Feuer.
In langen Nächten küßt es sich gut,
Verliebte haben den Sommer im Blut.




Trug manch Lied auf meiner Zung,
Hob den Kopf mit Flügelschwung;
Grünverliebt war rings der Wald
Und mein Herz nur Tage alt.

Konnt die Wurzeln nicht begreifen
Die nur schwer vom Flecke gehn,
Und die Bäume all die steifen
Die schon hundert Jahr dastehn.

Blumen machten mich erstaunen,
Wuchsen auf wie bunte Launen;
Lachten ein Paar Wochen hin
Und verrieten nie den Sinn.

Nahm manch Mädchen in den Arm,
Mädchen sind so bang und warm;
Habe ich auch reich geküßt,
Wußt doch nie was Liebe ist.

Liebe ist der eine Kuß,
Dran Dein Herze seufzen muß;
Stiller wird Dein Atem gehn,
Ist Dir dieser Kuß geschehn.




Abends tut's in den Gassen spuken,
Weingeruch kommt aus den Kellerluken.
Der kluge Wein, der Alles weiß,
Er macht die kalten Keller heiß,
Er lehrt den Leuten sein bestes Lachen;
Mich kann er nicht mehr heißer machen,
Ich kehrte bei der Liebe ein,
Ihr Keller liegt unterm Herzgrundstein.
Dort sitzt mein Schatz mit jungem Mund,
Die Lippe ist des Herzens Spund;
Augen durchsichtig wie die Weinbeeren
Machen mich toller als Rebensaft gähren.
Jeder Bluttropfen will seinen Rausch,
Daß ich leicht Leben und Tod vertausch.


  Max Dauthendey . 1867 - 1918






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