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Friedrich von Bodenstedt
Aus
der Heimat und Fremde . 1856/1859
I.
Die Zigeunerbande singt:
Wir sind arm; der Wald, das Feld
Sind uns Haus und Speicher;
Doch so glücklich in der Welt
Lebt, wie wir, kein Reicher;
Wie die Väter, frohgemuth
Leben wir und sterben -
Für ein ächt Zigeunerblut
Giebt es kein Verderben!
Hei, Zigeuner! Hei, Zigeuner!
Hochgemuth und heiter
Fangen wir zu leben an,
Leben wir immer weiter!
Was uns Glück und Unglück beut,
Macht uns keine Sorgen;
Giebt es nichts zu essen heut,
Warten wir bis morgen!
Dafür auch verbringen wir
Nicht den Tag wie Sklaven -
Immer lustig, singen wir,
Tanzen, essen, schlafen!
Hei, Zigeuner! Hei, Zigeuner!
Hochgemuth und heiter
Fangen wir zu leben an,
Leben wir immer weiter!
Auf der Erde schlafen wir,
Hoch der Himmel deckt uns;
Mond und Stern macht uns Quartier,
Sonn' und Lerche weckt uns!
Ob auch Frost und Winter droht:
Knistert rings das Feuer,
Hat's im Walde keine Noth,
Wo das Holz nicht theuer!
Hei, Zigeuner! Hei, Zigeuner!
Hochgemuth und heiter
Fangen wir zu leben an,
Leben wir immer weiter!
Lustig durch das Leben so
Singen wir und wandern,
Alle Tage frisch und froh,
Einen wie den andern.
Ewiger Festtag ist uns hier,
Wechselvoll in Neuheit -
Und für nichts verkaufen wir -
Unsre goldne Freiheit!
Hei, Zigeuner! Hei, Zigeuner!
Hochgemuth und heiter
Fangen wir zu leben an,
Leben wir immer weiter!
Friedrich
von Bodenstedt . 1819 - 1892
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