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Aus der Heimat und Fremde
162 Bücher



Friedrich von Bodenstedt
Aus der Heimat und Fremde . 1856/1859



Die Mutter am Sarge des Kindes

(An F. v. K.)

Rauhe Winde jagten Schneegestöber
Vor sich her, rauh waren Erd' und Himmel,
Brach kein Lichtstrahl durch die düstern Wolken,
Und kein Trost kam in das Herz der Mutter,
Die am Sarge ihres Kindes kniete,
Schluchzend, ganz zerknirscht von wildem Schmerze.
Hinter ihr am Sarge stand der Vater,
Sucht' sie aufzurichten, die Gebeugte -
Ach, ihm selber war das Herz gebrochen
Durch den Tod des Sohns, des einzigen Söhnleins!
Seine Worte flossen fort in Thränen.
Viele Freunde kamen, gute Nachbarn,
Flüsterten und schlichen auf den Zehen,
Nicht der Mutter heiligen Schmerz zu stören,
Die jetzt jammernd ihre Arm' ausstreckt:
Gott, mein Gott, was hast Du mir genommen!
Wache auf, mein Friedel, hör' die Stimme
Deiner Mutter, Deiner armen Mutter,
Hör' mich, warst mir immer doch gehorsam!
Sieh mich an mit Deinen blauen Augen,
Laß mich Deine süße Stimme hören,
Wenn auch einmal nur, zum letzten Male!
Und sie sieht, es öffnete das Auge,
Und sie sieht, es öffnete der Mund sich
Ihres Friedel, ihres einzigen Sohnes,
Den sie liebte mit der ganzen Liebe
Eines großen, treuen Mutterherzens, -
Ihres Söhnleins, dessen Leben rein war
Wie die reinste, frische Bergesquelle,
Und der seine Mutter nie betrübte,
Als durch seinen Tod - und also sprach er:
Weine nicht, o heißgeliebte Mutter,
Um mein Glück stets flehtest Du zum Himmel,
Und gewährt hat Gott, was Du erbeten -
Schöner ist's im Himmel als auf Erden,
Besser ist's, im Lenz des Lebens sterben,
Rein und schuldlos wie uns Gott erschaffen,
Als ein langes, schuldvoll Dasein fristen.
Wie Du treulich über mich gewacht hast
Will ich treulich über Dich nun wachen,
Niedersehn auf Dich mit Sternenaugen,
In dem Glanz der Sonne Dich umstrahlen,
In dem Hauch des Himmels Dich umfächeln.
Weine nicht, o heißgeliebte Mutter,
Als Erinnrung, reine, nie getrübte,
Will ich Tags in Deinem Herzen leben,
Nachts als Traum durch Deinen Schlummer wandeln,
Und im Himmel will ich für Dich beten,
(Gott erhört der Kinder Bitten gerne)
Daß er Dich auf Erden glücklich mache,
Bis wir einst uns wiedersehn im Himmel.


  Friedrich von Bodenstedt . 1819 - 1892






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