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Aus der Heimat und Fremde
162 Bücher



Friedrich von Bodenstedt
Aus der Heimat und Fremde . 1856/1859



Armenisches Grablied

Zu Deinem Grabe bin ich gegangen,
Mein Auge wandt' ich dem Grabsteine zu -
O, daß es sich aufthue, mich zu empfangen
An Deiner Seite, zur ewigen Ruh',

Daß ich mein welkendes Haupt der Erde
Hingebe, und meine Seele Dir!
Daß ich verwese, zu Asche werde,
Um Ruhe zu finden, Ruhe bei Dir!

Geh' ich in's Haus, da seh' ich die Wände,
Tret' ich hinaus - die Berge stehn -
Glühend fiebert's durch Kopf und Hände,
Kalt aber fühl' ich's mein Herz durchwehn.

Erloschen ist meiner Augen Feuer,
Der Tag meines Lebens verdunkelt mir -
Was glaubtest Du mir auf Erden noch theuer,
Daß Du mich hierließest - nicht mitnahmst zu Dir?

Ein Schatten schwank' ich umher - zerschlagen
Ist meine Kraft und der männliche Muth;
Mir blieb nur die Stimme, mein Unglück zu klagen,
Und das Auge zu bitterer Thränenflut.

Laß mich, o laß mich der Erde entfliehen!
Es schlottert mein Knie, meine Wange ist bleich;
Wohin auch die dunklen Gewalten mich ziehen:
Ich finde Dich wieder im Schattenreich!

Dir Weihrauch und Licht hab' ich angezündet,
Sieh betend auf Deinem Grabe mich knien -
O, könnte dem Dampf gleich, der wirbelnd entschwindet,
Auch meine Seele nach Oben ziehn!

Was hab' ich noch Augen, mein Unglück zu sehen,
Was eine Stimme, die jammernd Dich ruft!
Kannst Du doch nimmer mein Klagen verstehen,
Hörst nicht den Laut in der schaurigen Gruft!


  Friedrich von Bodenstedt . 1819 - 1892






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