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Theodor Däubler
Der
sternenhelle Weg . 2. erweiterte Auflage 1919
Gespenster
Was soll diese Gräulichkeit heute im Haus?
Der Mond ist schon lange vergrinsend gesunken.
Wie? sitzen im Eßzimmer Schatten beim Schmaus?
Es wird jetzt gegluckst und geschlürft, ja getrunken.
He, he, wie man hin und her wispert und knistert:
Hä, hä, wie das lacht und vom Dachboden hallt:
Es flimmert noch nichts? Doch hört nur: es flüstert.
Nun kommt es vom Keller und zieht schrecklich kalt.
He hä, das ist eigen: es laufen Geschwister
Treppauf und treppab ohne Atem und Rast.
Im alten Gebälke vernimmst du Geknister,
Und irgendwo wälzt das Gespenst eine Last.
He he, alles stutzt, und wer kann es erfassen:
Es steht eine Schwester dort oben und lauscht.
He he he, lä lä ächzen Schreckengrimassen.
Nun spür ich, wie etwas mein Antlitz bebauscht.
He he! Hört ihr nicht, wie's Helene,
He he le le Lene der Treppe entdröhnt?
Das ruft eine Schwester erschreckt in die Szene,
Und wieder wird he he gelacht und gestöhnt.
He he he le lene, he he he Helene,
So wispert es immer noch lachend durchs Haus.
He hähä vernehm ich ein Kammerngegähne,
Das wirbelt hähä durch das Zimmergebraus.
Theodor
Däubler . 1876 - 1934
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