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Gedichte
162 Bücher



Carl Busse
Gedichte . 2. veränderte Auflage (vermutlich) 1894/1895



Schlechte Zeichen

Ein Mädchen schlich sich fort von Haus,
Ging singend in den Wald hinaus,
Wollt' unter grünen Buchen
Versteckte Pilze suchen.

Ein altes Weib kam grad entlang
Und wünscht ihr Segen für den Gang,
Sie sprach: Ob ich mich wende?
Das nimmt kein gutes Ende.

Doch schritt sie fort zum Waldesrand,
Wo Fächerkraut in Mengen stand,
Der Glockenblumen Klingen
Scholl in das Vogelsingen.

Sagt, hab ich Glück heut im Revier? -
Da lag ein Blindschleich dicht vor ihr.
Wie ihr die Wangen bleichen!
Das war ein schlechtes Zeichen.

Doch junges Volk vergißt das schnell
Und so ein lust'ger Waidgesell
Verscheucht von Mädchenwangen
Gar bald das bleiche Bangen.

Der Jägerknabe war am Ort,
Das Mädchen stand und lief nicht fort,
Er half ihr Pilze suchen
Wohl unter grünen Buchen,

Und küßte dann den roten Mund
Und zog sie nieder auf den Grund -
Hier hat ein Reh gelegen,
Herrgott, gieb deinen Segen!

* * *

Ein Handwerksbursch zog überm Jahr
Das Dorf entlang im braunen Haar,
Der hat den Hut geschwungen,
Ein Müllerlied gesungen.

Und als er kam ans letzte Haus,
Ein Mädchen sah dort trüb hinaus
Und sang so lind und leise
Sich eine Kinderweise.

Der Blindschleich hat im Gras geruht,
Das alte Weib war auch nicht gut,
O Mutter du der Gnaden,
Nun hab ich meinen Schaden.

Mein liebes Kind, schlaf ein, schlaf ein,
Ich wiege dich in Schlaf hinein,
Und sing dir leise weiter
Das Hoppe, hoppe, Reiter.

Der Handwerksbursch geht schneller fort,
Er hört nur stets ein trübes Wort,
Es wandert mit ihm weiter
Das Hoppe, hoppe, Reiter.


  Carl Busse . 1872 - 1918






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