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Carl Busse
Gedichte . 2. veränderte Auflage (vermutlich) 1894/1895



Müllers Grethe

Vier Mühlenflügel schwangen
Im Wind sich immerzu,
Versteckte Stimmen klangen
Vom nahen Rohr dazu.

Des Müllers junge Grethe,
Die trug gar hoch den Kopf,
So toll und lustig wehte
Wohl keiner sonst der Zopf.

Der Körper weich und biegsam,
Schlank wie ein Haselstock,
Der stak so drall und schmiegsam
Im roten Sonntagsrock.

Am Mieder goldne Borten,
Am Zopf ein blaues Band,
Hat bei verliebten Worten
Sie stets sich weggewandt.

Einst traf auch ich das Mädchen,
Trieb mich ein Diebsgelüst,
Und hab mir Müllers Grethchen
Recht herzhaft abgeküßt.

Sie sprach mit rotem Munde:
"Der du mein Liebster bist,
Erst heut hab ich empfunden,
Wie schön das Küssen ist.

"Ich weiß mir eine Stelle,
Die ist gar tief im Rohr,
Wo die verschlafne Welle
Nur träumend schlägt empor.

"Da redet keine Zunge,
Nur Binsen raunen dort,
Da kannst du, lieber Junge,
Mich küssen fort und fort.

"Doch mußt du erst mich fangen!" ..
Juchhei! War das ein Lauf!
Es glühten zwei Paar Wangen,
Zwei Herzen gingen auf. -

Und Abends dann im Rohre
Traf ich das Müllerkind,
Und tönend klang im Chore
Das Binsenmeer im Wind.

Für all die Busenborte
Gab's nicht ein Stückchen Zeit,
Das war ja nur die Pforte
Zur größern Seligkeit.

Die Mühlenflügel schwangen
Sich schwer noch immerzu,
Und kleine Engel sangen
Uns lose Lieder zu.


  Carl Busse . 1872 - 1918






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