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Gedichte
162 Bücher



Carl Busse
Gedichte . 2. veränderte Auflage (vermutlich) 1894/1895



Haidebilder

I.

Droben schimmert als letzter Stern
Das Auge der Nachtmadonne,
Morgenglocken künden von fern
Schon das Kommen der Sonne.

Aus dem einsamen Käthnerhaus
Windet in steter Welle
Sich ein bläulicher Rauch heraus
In die Frühlichtshelle.

Und die Königskerzen blühn,
Gelbe, flockige Seide -,
Junges, rosiges Morgenglühn
Rötet Himmel und Haide.


II.

Bienengeflüster - sonst nichts.
Im Feuer des Sonnenlichts
Träumt die Haide in Mittagsruh.
Es schläft jede Regung - nur immerzu
Wie heimliche, seufzende Fieberstimmen
Im Kreise das Summen und Brummen der Immen.
Mählich im glühenden Flammenschein
Schlummert auch ihr Gewisper ein.
Dann raschelt ein Eidechs durchs niedrige Kraut,
Und wieder schläft alles und wieder kein Laut,
Im lohenden Brande des Fieberlichts
Kein Flüstern mehr, kein Tönen ... nichts.


III.

Ein ferner Hauch geht durch die Luft
Von umgebrochnen Ackerkrumen,
Es stehn in Glanz und Abendduft,
In Rot und Gelb die Haideblumen.

Flugmüde aus den Höhen zieht
Zu Rast und Ruh ein Sommerfalter,
Im Röhricht singt als letztes Lied
Ein Vogel seinen Abendpsalter.

Das klingt und raschelt, girrt und zirpt,
Das ist ein weiches Schlummertönen,
Indeß im West der Tag erstirbt
In warmen, goldnen Farbentönen.


IV.

Schwarz über die blühende Haide
Reckt sich der Nacht Gesicht,
Das Holz der alten Weide
Geistert im Phosphorlicht.

Es schauert des Windes Flügel
Noch einmal hier und da,
Und über dem Haidehügel
Träumt Ginster und Erica.


  Carl Busse . 1872 - 1918






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