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Robert Eduard Prutz
Gedichte . 3. Auflage 1847



Der Abschied

War das der Abschied? Flüchtig Händedrücken,
    Ein halb gesprochnes, halb vernommnes Wort,
Ein feuchter Glanz in abgewandten Blicken,
    Ein Kuß, ein einz'ger -! und es riß mich fort.

Und das der Abschied? Also das ist Scheiden,
    Das ein Valet auf Leben und auf Tod?
So wenig Trost für, ach! so viele Leiden,
    Der Weg so weit, so karg das Wanderbrod?

Hinsitzen wollt' ich lächelnd und gelassen,
    Auf deinen Schooß das müde Haupt gebeugt,
In meine Hände wollt' ich deine fassen,
    Mein Blick dem deinen freundlich zugeneigt.

So wollten wir von dem Vergangnen plaudern,
    Von unsrer Liebe süßem Maienglück,
Vom ersten Tag, vom ersten bangen Zaudern,
    Dem ersten Wort, dem ersten warmen Blick;

Wie sich die Lippe weigerte zu sagen,
    Was unser Auge lange schon bekannt,
Und wie dann rasch mit ungestümem Wagen
    Sich Mund zu Mund, zum Herzen Herz sich fand.

Und nichts von Abschied! Ganz in Lust verloren,
    Als gäb's kein Scheiden, gäbe keine Zeit!
O nichts von Abschied, keinen Eid geschworen -
    Nur Kuß um Kuß! und jeder Kuß ist Eid.

Und war die letzte Stunde dann verflossen,
    Und mußt' es sein, und mußt' ich von dir gehn,
Dann hätt' ich fröhlich dich an's Herz geschlossen -
    Kein Wort von Abschied: Eins nur - Wiedersehn!

Daß ich noch einmal rückwärts dürfte fliegen!
    Nicht mir mein Nest an deiner Brust zu baun:
Nur einmal noch mich an dein Herz zu schmiegen,
    Nur einmal noch ins Auge dir zu schaun!

Nur einen Druck von deiner treuen Rechten,
    Zum letzten Abschied nur noch einen Kuß -
Dann frisch hinaus, zu wagen und zu fechten!
    Ich wüßte dann, daß ich ja siegen muß!


  Robert Eduard Prutz . 1816 - 1872






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