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Gedichte
162 Bücher



Robert Eduard Prutz
Gedichte . 3. Auflage 1847



Das Echo

1834.

    Es irrt ein Mägdlein ganz allein
Auf ödem Pfade durch den Hain.
Es klagt und weint die Aeuglein roth:
Seine Mutter, sagen sie, ist todt.
Und jammernd ruft es durch den Wald,
Daß laut das Echo wiederhallt:
"Wo bist du, Mutter? sage mir!"
Und horch! das Echo tönet: hier!

    Das Mägdlein lauscht, ihm wird so bang;
Weiß nicht, woher die Stimme klang,
Schaut in das Thal, schaut in die Höh',
Fährt auf, wie ein gescheuchtes Reh,
Und läuft durch Dorn und Busch und Grund,
Das Kleid zerreißt, der Fuß ist wund: -
Sie aber jammert durch den Wald,
Daß laut das Echo wiederhallt:
"Wo bist du, Mutter? sage mir!"
Und wieder tönt das Echo: hier!

    Sie kam an eines Seees Rand,
Geschmückt mit Blumen allerhand,
Mit Rosen und mit Rosmarin,
Mit Trauerweiden dicht und grün.
Dem Kinde däucht die Fluth so blau,
Als ob's in Mutterauge schau';
Die Welle rauscht so sanft, so weich,
Dem Wiegenlied der Mutter gleich:
"Wo bist du, Mutter? sage mir!"
Und aus den Wassern tönt es: hier!
Da schwillt vor Ungeduld ihr Herz,
Und heitern Auges, ohne Schmerz,
Rasch in die Fluth stürzt sie hinein:
"Nun hab' ich dich, lieb Mütterlein!"


  Robert Eduard Prutz . 1816 - 1872






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