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Robert Eduard Prutz
Gedichte . 3. Auflage 1847



An G. S.

1836.

Fünf Jahre sind's, seit wir uns lieb gewannen,
Fünf Jahre, Freund, voll Lust und Leid verrannen,
    Seit Herz an Herz sich glücklicher gefühlt:
Wir standen Beid' an eines Tempels Schwelle,
Und ahnten Beide, daß die nächste Welle
    Uns bald hinaus ins offne Leben spült.

Da war es, Freund, wo wir in enger Runde
Weisheit erforschten von verehrtem Munde:
    Ich nenn' ihn nicht, wohl aber kennst du ihn!
Wo karg an Worten, glühend in Gedanken,
Wir an die Brust mit stummem Schwur uns sanken,
    Durch's Leben einst nicht thatenlos zu ziehn.

Du schiedest, Freund! Im muntern Rebenlande,
In Heidelberg, am schönen Neckarstrande,
    Ging dir der Freiheit sel'ger Morgen an:
Wo fröhlich ihr die vollen Becher schwanget,
Die Schwerter auch! und deutsche Lieder sanget,
    Und ganz empfandet, frei zu sein und Mann! -

Ich war daheim. In enggezognem Kreise
Las ich und lernt' in altgewohnter Weise,
    Spät in die Nacht, bei trüber Lampe Licht;
Du warst indeß die weite Welt durchzogen,
Nur wen'ge Briefe kamen uns geflogen,
    Und doch, o Freund, vergaßen wir uns nicht.

Wir sahn uns wieder, waren noch die Alten,
Am Herzen hatte treu das Herz gehalten,
    In frischen Flammen loderte die Gluth.
So lebten wir, wie Brüder, eng verbunden,
Benützten bald, verscherzten bald die Stunden,
    Muth ward oft Unmuth, Wehmuth, Uebermuth.

Jetzt hast du, Freund, die alte Bahn beendigt,
Ein neuer Lehrbrief ward dir ausgehändigt,
    Ein neues Leben winkt dir lustig zu.
Mich hast du weit, weit hinter dir gelassen,
Mir gilt es noch, mich selber erst zu fassen,
    Im Werden ich und ein Gewordner du!

O laß mich heut, heut laß, o Freund, mich sagen,
Was ich schon lang in stiller Brust getragen,
    Heut ohne Schminke, frei ins Angesicht:
Wie auch mein Fuß auf seinem Pfad mag irren,
Wie Gluth und Muth im Drange sich verwirren,
    Verzage, Freund, an mir, dem Freunde, nicht!

Das Schicksal hat für dieses wilde Leben
Ein wildes Herz voll Launen mir gegeben,
    Und launisch selber führt es meinen Gang.
Noch jüngst, du weißt! es ließ mich hoffen, schmachten,
Vor Liebe jauchzen und zuletzt - verachten!
    Drum o vergieb, ist dieses Herz noch wund.

Es kann ja doch nicht immer Dämmrung bleiben,
Die Sonne muß das Nachtgewölk vertreiben,
    Und auch bei mir kehrt einst der Frieden ein.
Dann laß, o Freund, die in der Jugend Stunden
Spielender Ernst, ernsthaftes Spiel verbunden,
    Durch Thaten dann laß uns verbunden sein! -

Dies sang ich dir zu deinem Feiertage,
Die ersten Reime sind's, die ich dir sage,
    Denn wenig, weiß ich, freuen Reime dich:
Doch diese sind so aus der Brust gekommen,
Als hätt' ich heut dich bei der Hand genommen
    Und dir gesagt: Sei glücklich! liebe mich!


  Robert Eduard Prutz . 1816 - 1872






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