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Robert Eduard Prutz
Gedichte . 3. Auflage 1847



Abschied des Mädchen

So sollst du denn noch einmal scheiden
    Von dem geliebten Aufenthalt,
Von diesem Hause, das uns Beiden
    Als Hafen in dem Sturme galt,
Von Stadt und Feld, von Strom und Wiesen,
    Von all den Plätzchen, süß versteckt,
Und ach, von all den Paradiesen,
    Die unsre Liebe hier entdeckt?

Du sollst - so sei's! Zwar oft mit Thränen
    Und oft mit bang bewegter Brust,
Wirst du dich noch hinübersehnen
    In diese Heimath unsrer Lust;
Du wirst im Traume sie durchschreiten,
    Im Traume wieder bist du hier,
Und wirst voll Schmerz die Arme breiten,
    Verjagt der Tag die Träume dir.

O dann aus dieser Trennung Schmerzen,
    Dann aus der öden Ferne dort,
O flüchte dann mit starkem Herzen
    In unsrer Liebe sichern Port!
Und was auch immer du verloren,
    Was dir geraubt der Tage Noth:
Hier wird es alles neu geboren -
    Die Liebe kennet keinen Tod!

Ja in dein Herz nur steig' hernieder,
    In unsrer Liebe goldnen Schacht:
Da winkt dir schon, da lacht dir wieder
    All unsers Glückes Maienpracht;
Da wieder wölbt sich jene Laube,
    Die unsern ersten Kuß gesehn,
Da, wie mit Flügeln einer Taube,
    Wird ihre Dämmrung dich umwehn!

Du sollst - so sei's! Schon hör' ich brausen
    Octoberstürme durch das Feld,
Und Regenguß und Nebel sausen,
    Wo einst die Liebe schlug ihr Zelt.
Und doch in dieser Wetter Wüthen,
    In diesem Regen, sturmbeschwingt,
O ahnt dein Herz nicht schon die Blüthen,
    Die dennoch uns der Frühling bringt?


  Robert Eduard Prutz . 1816 - 1872






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