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Karl von Holtei
Gedichte
. 4. Auflage 1856
Die Perlenschnur
Mel. Vous me quittez, pour aller
a` la gloire etc.
Es träumte mir, ich ging mit heißem Sehnen
Laut weinend durch die öde Winterflur,
Zu Perlen froren alle meine Thränen,
Zu einer schönen, reichen Perlenschnur.
Dann bracht' ich dieses köstliche Geschmeide,
Ein Opfer Dir und Deiner Liebe dar,
Ich schlang es mit wehmüthig süßem Leide
In eines holden Mädchens Lockenhaar.
Du tratest ein, und Deines Auges Flammen,
Sie brannten zu der Liebsten Haupt hinauf;
Da sanken meine Perlen matt zusammen,
Sie lös'ten sich in Thränen wieder auf.
Und ich erwachte! - Solches Traumes Kunde,
O nehmt sie Beide als Entschuld'gung an,
Wenn ich zu Eurem frohen Liebesbunde
Euch weiter nichts als Thränen bieten kann.
Karl
von Holtei . 1798 - 1880
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