Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Gedichte
162 Bücher



Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



Beim Stiftungsfeste der Gesellschaft: "Die Muße."

(Riga, am 9. Januar 1838.)

Mel. Ueber die Beschwerden dieses Lebens etc.


    Ueber allen andern Festen
Steht fürwahr ein Stiftungsfest,
Welches essend sich am besten,
Sitzend sich begehen läßt.
Die bequemsten Freuden winken,
Wo des Weines Quelle rinnt,
Recht mit Ruhe können trinken,
:,: Die einmal gestiftet sind. :,:

    Aber wie sein Ei der Teufel
In die wärmsten Nester legt,
Stört auch hier ein kleiner Zweifel,
Den schon lange Mancher hegt.
Es ist der, auf den ich fuße,
Denn man weiß nicht, wo man speis't:
Ob der edle Kreis "die Muße",
:,: Oder ob er "Muse" heißt? :,:

Freilich wohnt der Musen Eine
In dem schönen Hause hier;
Dank sei zehnfach dem Vereine,
Denn er giebt ihr frei Quartier.
Auch hat Klio ihre Zimmer,
Und Euterpe kommt herein,
Terpsichore, wild wie immer,
:,: Führt gar oft den frohen Reih'n. :,:

Und doch steht gedruckt zu lesen,
Daß man "Muße" sagen soll,
Sei ihr Haus vom Musenwesen
Bis hinauf zum Dache voll.
Musen müssen Muße haben,
Wollen wahrhaft sie gedeih'n;
Will die Muße sich erlaben,
:,: Muß die Muße musig sein. :,:

"Musig" aber will bedeuten:
- Nicht von Mus leit' ich es her! -
"Wen die Musen nie erfreuten,
Den freut Muße nimmermehr."
Muße mag der Himmel geben
Jedem, der sich plagen muß,
Ohne Muße giebt's kein Leben,
:,: Muß ist eine harte Nuß. :,:

Also heißt's: Freut euch des Lebens,
Freut euch auch der Muße mit,
Und im Gange thät'gen Strebens
Halte Muße gleichen Schritt.
In der Musen Lustgeleite
Trinket fleißig, schenket ein,
Denn wer sich der Muße freute,
:,: Darf bei'm Wein nicht müßig sein. :,:

Müßigang ist aller Laster
Anfang, das ist weltbekannt!
Nur die Nichtigen erfaßt er,
Stets dem Schlechten zugewandt.
Doch die Musen und die Muße
Lenken ab von solchem Hang,
Und verordnen unserm Fuße
:,: Einen fleiß'gen Mußengang. :,:

Und so läge nun den Musen,
Wohlgebettet, süß und warm,
Muße wie ein Kind am Busen,
Ohne Sorge, ohne Harm.
Jeder Zweifel ist beseitigt:
Muße pflückt, der Musen Kind,
Früchte, die vom Herbst gezeitigt,
:,: Doch im Lenz geboren sind. :,:


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






Gedicht: Beim Stiftungsfeste der Gesellschaft: "Die Muße."

Expressionisten
Dichter abc


Holtei
Gedichte

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Beim Stiftungsfeste der Gesellschaft: "Die Muße.", Karl von Holtei