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162 Bücher



Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



9.

Wenn wir nur erst im Klaren wären -
Ich hab's noch nicht herausgebracht -
Ob Künstler ihren Ruf sich machen,
Ob Ruf die großen Künstler macht?

Das bleibt ein Räthsel, dessen Lösung
Wohl paßte für den schärfsten Geist;
Mir kommt es vor wie eine Schlange,
Die in den eig'nen Schwanz sich beißt,

Und die so fest sich hat verbissen,
Daß keines Menschen Aug' entdeckt,
Wo in dem wunderlichen Ringe
Der Anfang und das Ende steckt?

Gar Mancher ist gering geblieben,
Mit Künstlergaben reich begabt,
Bloß weil er nicht verstand zu prahlen
Und weil er niemals Glück gehabt.

Und Mancher gilt - und gilt gewaltig -
Tief unter Jenem an Talent,
Weil ihn bezahlte Lober nannten,
Wie jetzt die ganze Welt ihn nennt.

Wenn nun des Rufes Markttrompete
Vernehmlich vor ihm her posaunt,
So steh'n die Gaffer und bewundern;
Der Kluge schweigt, die Masse staunt.

Gar Vieles, was wir rühmen hören,
Ist, nah' betrachtet, blauer Dunst!
Zum Handwerk nicht allein, das Klimpern
Gehört auch leider zu der Kunst.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






Gedicht: Wenn wir nur erst im Klaren wären

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Wenn wir nur erst im Klaren wären, Karl von Holtei