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Karl von Holtei
Gedichte
. 4. Auflage 1856
5.
Sie bilden einen Künstlerstand,
Sie werden auch eingeladen,
Sie schwätzen docirend voll Unverstand
Mit Ihro gräflichen Gnaden.
Sie lügen von Begeisterung
Für allerhöchste Int'ressen,
Sie waschen die Schmink-Verkleisterung
Vom Munde, um zart zu essen.
Sie feuchten den trock'nen Kuchen mit Thee,
Der fleußt aus dampfendem Kessel,
Es sitzet die edle Assemblee
Um sie her auf Sopha und Sessel.
Und nach der Fütt'rung bittet man sie,
Ein wenig zu amüsiren;
Sie müssen, wie's liebe Pudelvieh,
Aus dem Theewasser apportiren.
Die Eine singt, der And're spricht,
Es näseln: Bravo! Ihr' Gnaden!
Soll aber Einer und thut er's nicht -
Wird nimmer mehr eingeladen.
Karl
von Holtei . 1798 - 1880
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