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Karl von Holtei
Gedichte
. 4. Auflage 1856
11.
Ich liebe fast mit Leidenschaft den Thee,
Er bleibt die Quelle feiner Unterhaltung,
Und obenan steht süßer Pecco-Thee,
Doch will ich Perl- und Heysang- nicht verachten.
Bin ich rheumatisch, trink' ich Flieder-Thee,
Kamille selbst und Baldrian zu Zeiten.
Es lindert mild der Lindenblüten-Thee,
Isländisch Moos erstärkt die müde Lunge,
Und neu belebet Pfeffermünzen-Thee.
Kurz, jedem Thee will ich sein Gutes lassen,
Da, wo er passend scheint. Nur einem Thee
Möcht' ich mich nimmermehr auf Erden fügen,
Ich meine, dem Theater-Comité!
Schon daß der Deutsche sich nicht ein'gen kann
Um den Artikel für solch' Comité,
Das ist und bleibt ein ominöses Zeichen!
Man sagt: die - der - und auch das Comité.
Ich wähle: der, weil Männer ja ihn bilden,
Und also männlich scheint der Comité.
Das ist der Thee, von dem ich sagen hörte,
Daß er die Nerven reizt, der Comité!
Er raubt den Schlaf, er hindert die Verdauung,
Und bitter schmeckend bleibt der Comité,
Ob Zucker der Geduld und Milch der Sanftmuth
Mit ihm sich mische. Kocht der Comité,
So läuft er kochend oft um gar nichts über,
Und Keinen kenn' ich, der dem Comité
Sich je befreundet, außer dem Theekessel.
Karl
von Holtei . 1798 - 1880
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