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Karl von Holtei
Gedichte
. 4. Auflage 1856
Für den Schauspieler Emil Devrient
(1845.)
Wachsen denn der Erde Güter, um bequem verpraßt zu sein?
Leben denn so viele Menschen nur, um auf der Mast zu sein?
Um an ihrer Heimat Boden fest zu kleben wie der Pilz?
Immerdar wie festgebunden an ihr Haus mit Bast zu sein?
Ist das Wandern, ist das Kämpfen für ein geistig Vaterland
Gar so mühvoll, um den Faulen, Ueppigen verhaßt zu sein?
Mich bedünkt es neidenswürdig, kühn zu folgen seinem Stern,
Kaum an eig'nen Herd gelangend schon in Eil' und Hast zu sein;
Unverwandt den Blick zu richten in die Weite aus der Näh',
Selbst im Schooß der Theuren, Liebsten ohne Ruh' und Rast zu sein;
Bei des bürgerlichen Lebens angenehmem Ueberfluß
Solches Glückes überdrüssig, gleich wie einer Last, zu sein
Und anstatt den Wirth zu machen, in der alten Freunde Kreis,
Lieber neben neu-erworbnen stets-willkomm'ner Gast zu sein!
Aber freilich kann entzücken solcher Wechsel Jenen nur,
Dem, wie Dir, der Himmel gönnte, angebetet fast zu sein.
Karl
von Holtei . 1798 - 1880
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