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162 Bücher



Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



Epilog zum Schlusse der Vorlesungen in Hamburg

(1850.)

Welch' lange Frist dünkt uns ein Vierteljahr,
Stellt es als Zukunft unserm Blick sich dar!

Welch' eine kleine, dürft'ge Spanne Zeit,
Betrachten wir's dann als Vergangenheit!

Du kommst und deine rege Fantasie
Versenkt sich lebhaft in ein "Ob und Wie?"
"Was wird gescheh'n? Wie soll es sich gestalten?
Wann blüht dein Glück? Wie wird es sich entfalten?
Was darfst du hoffen, wünschen? Was erstreben?
Ein neuer Abschnitt ist's in deinem Leben.
Ergreife frisch den jungen Augenblick,
Vertrau' dich froh dem wechselnden Geschick!" -
So singst du noch die holde Zauberkunde,
Die Melodie hängt noch an deinem Munde, ..
Schon flieht der Augenblick, ihm folgt die Stunde,
Der Tag entweicht und folgt vergang'nem Tag.
Ein Mond ist hin, eh' man's noch glauben mag;
Was wir für ihn gehofft, gefürchtet haben,
Es ist nicht mehr. Es war. Es liegt begraben.

So trat auch ich unlängst in diesen Saal, ..
Schon wie ein Mährchen klingt: "Es war einmal!"
Liegt es mir fern - und manchmal wähnt der Wand'rer,
Er sei nicht er, vielmehr, er sei ein And'rer,
Der irren Lauf's durch's weite Leben zieht,
Der so der Zeit und dem die Zeit entflieht?

Was ist es nun? Was war's wonach wir rangen?
Es war ein Traum! - Du wachst, er ist vergangen.

Nur Eines bleibt und lindert manchen Schmerz.
Nur Eines bleibt gegraben wie in Erz
Und dauernd, bis die Brust worein's geschrieben
Im Lebenskampf sich endlich aufgerieben.

Und dies Gefühl, das Eure Huld verleiht,
Bewahr' ich treu in steter Dankbarkeit;
Für diese giebt es weder Raum noch Zeit.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






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