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Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



15.

Der Künstler sieht auf seinen rauhen Wegen
Zwei Mächte neben sich, die ihn geleiten;
Sie zieh'n mit ihm dahin wie Fluch und Segen,
Die wider ihn, die für ihn immer streiten.
So Mancher schon ist in dem Kampf erlegen,
Und wer nicht sicher steht, dess' Fuß wird gleiten;
Rechts geh'n: das Recht, die Wahrheit und die Reinheit,
Zur Linken: Neid und Lüge und Gemeinheit.

Wer's redlich meint mit sich und seinem Streben,
Der wird den Tadel nicht, den ernsten, scheuen,
Der wird an ihm sich lernend froh erheben,
Nicht soll ihn schwere Müh, noch Fleiß gereuen;
Er widme seiner Kunst das ganze Leben,
Nur im Bewußtsein darf er sich erfreuen,
Mit seines Daseins tiefsten, besten Kräften
Mag er sich thätig an die Bessern heften.

Wer aber heuchelnd nur nach Täuschung ringet,
Wer scheinen will, nicht sein, der sucht zu blenden,
Und weil er Wahrheit nie zur Lüge zwinget,
Muß er sich lüstern zur Gemeinheit wenden.
Ja, sie ist feil! Wenn man ihr Opfer bringet,
Wird sie ihr feiles Lob vergänglich spenden;
Doch nichtig bleibt ihr Sinnen und ihr Trachten,
Im eig'nen Herzen muß sie sich verachten.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






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Der Künstler sieht auf seinen rauhen Wegen, Karl von Holtei