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Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



Raupe und Blume

Wie doch die Rosen üppig prunken! -
In zarten Liebestraum versunken,
Brach ich für sie ein Reislein ab,
Und als ich es Luisen gab,
Sah sie mich an und sprach betrübt:
So nicht beschenkt man, die man liebt?
Statt einer Ros' am Zweige, böser Mann,
Klebt eine garst'ge Raupe d'ran!

Ich aber fasse mich, und such' es so zu lenken:
Soll ich der Rose eine Rose schenken?
Die Raupe fand noch keine Blume schön,
In ihrem Schooß' ihr Grab sich zu erseh'n.
Dir gab ich sie, weil deiner Wangen Pracht
Die Rosen rings erbleichen macht.

Luise nahm die Raupe mit nach Hause
Und gab ihr eine kleine Klause;
Verpuppt lag sie, vergessen lag sie hier,
Und Niemand fragte, oder sah nach ihr.

Doch als schon längst verblüht die Rosen;
Gereifet Pfirsiche und Aprikosen,
Tritt eines Tags mein Herz herein
Und trägt auf ihrer schönen Hand,
Was, scheintod nur, jetzt Leben fand:
Die braune Hülle war zersprungen;
Mit bunter Flügel-Farbenpracht
War Psyche's Abbild durchgedrungen
Und hatte, eh' wir d'ran gedacht,
Als Blume sich emporgeschwungen.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






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