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Karl von Holtei
Gedichte . 4. Auflage 1856



Die sämmtlichen Justizbehörden von Gräz

dem Oberlandesgerichts-Präsidenten
L. O. Freiherrn v. Hennet.
Bei seiner Excellenz Abgang nach Prag,

20. Juli 1854.


In feierlicher Würde, froh empfunden,
Hebt sich das Lied durch ernste Nacht empor,
Die Sterne grüßend. Laut will es bekunden,
Was uns beseelt. So tritt es hell hervor,
Vielstimmig zwar, jedennoch fest verbunden
Durch Klang und Maß zu einem klaren Chor;
Vielstimmig, ja; jedoch harmonisch waltend,
Zum schönen Ganzen lebhaft sich gestaltend.

Ein Gleichniß, uns, den heute Tiefbewegten,
Von denen Jeder in der eig'nen Brust
Gefühle birgt, die innig ihn erregten;
Die wechselnd schwanken zwischen Schmerz und Lust;
Gefühle, die wir Alle, Alle hegten,
Die einzeln wir zu künden kaum gewußt,
Doch die sich nun wo Harmonien walten,
Den Tönen gleich zu einem Chor gestalten.

Es ist ein Klagechor, - doch ohne Klagen,
Denn freud'ger Stolz beherrscht die Melodie,
Und hochbegeistert dürfen wir es sagen:
Der edle Mann, den Himmels Huld uns lieh,
Der uns die reine Fahne vorgetragen,
Mag Er auch scheiden, Er verläßt uns nie;
Er bleibt bei uns: Sein Wirken, Gönnen, Streben,
Es lebt mit uns, als Theil von unserm Leben.

Da ist nicht Einer, der verschieden dächte,
Von Allen, die des Erdendaseins Zeit
Dem Heiligsten auf dieser Welt, dem Rechte,
Der Themis schwerem Tempeldienst geweiht;
Sie stimmen bei: Du warst, Du bist der echte
Vertreter jener hehren Einigkeit:
Freiherr von wahrem, innerm Herzens-Adel,
Rechts-Priester ohne Furcht und ohne Tadel.

Wer trat Dir nah' und wurde von der Milde
Gefäll'ger Sitte hold nicht angeweht?
Wer diente emsig unter Deinem Schilde
Und lernte nicht, wie rasch Dein Geist versteht,
Den Schein zu sondern von verstelltem Bilde,
Den Blick zu schärfen, der in's Leben geht?
Wer kennt Dein Herz, und wird nicht angetrieben,
Zu achten, zu verehren, - und zu lieben?

Das sind nicht hohle Schmeichelworte, leere,
Wie dienstbefliss'ner Heuchel-Eifer giebt;
Die wären wider Deine, - uns're Ehre.
Du weißt es wohl, Du weißt, Du bist geliebt!
Wir gleichen einem fest-erprobten Heere,
Das seinen Feldherrn nach der Schlacht umgiebt,
Wenn des Monarchen kaiserliche Gnade
Ihn abberuft zu künft'gem Siegespfade.

So ziehe hin! die Stadt, die Dich geboren,
Das alte, herrliche, berühmte Prag
Hat uns'res Herrschers Wille Dir erkoren,
Wo sich Dein Ruhm glorreich bewähren mag.
Gott sei mit Dir! Uns bleibst Du unverloren,
Denn aus den Bergen strahlend jeder Tag
Wird uns're Seelen dankbar zu Dir lenken. -
Du wolle gütig der Getreuen denken.


  Karl von Holtei . 1798 - 1880






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