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 Anastasius Grün
 Gedichte
. 1869
 
 
 
 
 
Die Grabrose Du Grabesrose wurzelst wohlIn ihres Herzens Schooß,
 Und ihres ew'gen Schlafes Hauch
 Zog deine Keime groß.
 
 Du saugest Gluth und Lebenskraft
 Aus ihres Herzens Blut,
 Sie gab ja Freude stets und Lust
 Und gibt's noch, wenn sie ruht.
 
 Dein Lächeln und dein Duften stahlst
 Und schlürftest du aus ihr,
 Den rothen Kelch den formtest du
 Aus ihren Wangen dir;
 
 Die Purpurblätter sogest du
 Aus ihrem süßen Mund,
 Drum sind sie auch so roth und lind,
 So duftig und so rund.
 
 Sie gab dir Blätter, Farb' und Duft,
 Gab Gluth und Leben dir,
 Woher doch nahmst die Dornen du?
 Die kommen nicht von ihr! -
 
 Willkommen denn und bleibe mein!
 Wenn Haß und Nacht mir droht,
 Erinnre mich dein Flammenkelch
 An Lieb' und Morgenroth.
 
 
 Anastasius
Grün . 1806 - 1876
 
 
 
 
 
 
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