| 
 162 Bücher
 | 
 
 Anastasius Grün
 Gedichte
. 1869
 
 
 
 
 
Der eiserne Mann Der Sieger, ganz in Eisen,Tritt ins ersiegte Land,
 Er will noch lang ihm weisen
 Die harte, ehrne Hand.
 
 Geharnischt ist der Wilde
 Bis an die Zähne schier,
 Mit Schienen, Helm und Schilde,
 Mit Panzer und Visir.
 
 Den breiten, scharfen Degen
 Fest um den Leib geschnallt,
 So wallt in Blüthengehägen
 Die starre Schreckgestalt.
 
 Es rasseln die Erzgewande,
 Wo Quell und Lerche singt,
 Und Eisen bringt er dem Lande,
 Das goldnen Segen ihm bringt;
 
 Das ihm nun tritt entgegen
 Im grünen Friedenskleid,
 Das rings auf seinen Wegen
 Ihm Blumen aufgestreut.
 
 Er hebt im Stahlgewande
 Den Kelch mit Wein gefüllt,
 Der ringsherum im Lande
 Von sonn'gen Hügeln quillt;
 
 Er tränke gern vom reinen,
 Da hemmt ihn sein Visir,
 Ein Mundkorb will's ihm scheinen;
 Da löst er die läst'ge Zier.
 
 Er steht im Kleid von Eisen,
 Wo Tanzmusik erklingt
 Und in des Landes Weisen
 Jedwede Sohle beschwingt;
 
 Auch ihn will's drehn und regen,
 Doch zwischen die Beine schlägt
 Ihm rasselnd der lange Degen,
 Bis er zur Seit' ihn legt.
 
 Er drückt im Stahlgewande
 Ans Herz die schönste Maid,
 Wie manche hier im Lande
 Der Rosen und Reben gedeiht;
 
 Er wünscht, auch sie empfände
 Des Herzens Schlag und Brand;
 Da schnallt er vom Leibe behende
 Des Panzers Scheidewand.
 
 Und zwischen Viol' und Rose
 Legt Nachts er sich zur Rast,
 Weich sind des Lagers Moose,
 Hart seiner Rüstung Last;
 
 Was ihm an Arm und Hüften
 Noch blieb von Erz zurück,
 Er will's vom Leib sich lüften,
 Er löst es Stück für Stück.
 
 O Wunder um die Wette,
 Die drauf der Morgen erhellt:
 Den Sieger fesselt die Kette,
 Entwaffnet ist der Held!
 
 Da liegt er auf Blumen gebettet,
 Womit das Land sich schmückt,
 Von Rebguirlanden gekettet,
 Von Rosenfesseln umstrickt!
 
 Und wie durchs Kerkergitter
 Durch grünes Astwerk dicht,
 Blickt der gefangne Ritter
 Zum Himmel, frei und licht!
 
 
 Anastasius
Grün . 1806 - 1876
 
 
 
 
 
 
 |  |