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Franz Grillparzer
Gedichte . 1872



Herkules und Hylas

Hylas! Hylas! ruft der Alcide
Laut an Mysia's Felsengestad;
Ob schon wankend und Weges müde,
Klimmt er hinan den steinigten Pfad.
Den seine Brust zum Liebling erkoren,
Hylas, den schönen, hat er verloren;
Und schon die Nacht, die verhüllende, naht.

Suchend nach Wasser ging er, der Knabe,
Mit dem Krug auf dem lockigen Haupt,
Sich und dem durstenden Freund' zur Labe.
Doch durch die Pfade, waldigt umlaubt,
War er gegangen und nicht mehr gekommen,
Dunkel nur ward die Sage vernommen,
Daß ihm die Nymphen den Knaben geraubt.

Denn, als den Krug in emsigen äanden,
Uebergebeugt in den spiegelnden See,
Er am Ufer schöpfend gestanden,
Hab' es gequollen vom Grund in die Höh' -
Glänzende Stirn' und Augen und Wangen,
Und zwei Hände, von denen umfangen,
Hylas versank in den wallenden See.

Solches von zagenden Hirten erzählet,
Hört des Herakles heilige Macht,
Und, von Zorn die Sehnen gestählet,
Dringt er durch Klippen und Waldesnacht.
Recht hat die schwankende Kunde geleitet,
Siehe, schon liegt weithin verbreitet
Vor ihm der See in ruhiger Pracht.

Hier ans Ufer tritt er im Grimme,
Und schreit hinaus in die neblichte Luft:
Hylas! Höre des Freundes Stimme!
Komm wieder! - Und, die in felsiger Kluft
Ihr euch vermeßt, den Geliebten zu halten,
Fürchtet des Donnerers höchste Gewalten,
Denn sein Erzeugter ist's, der zu euch ruft!


  Franz Grillparzer . 1791 - 1872






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