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Johann Wolfgang von Goethe
Gedichte . 1825



Parabeln,

werden fortgesetzt bis zum Dutzend, wodurch man den hier angedeuteten Charakter völlig zu umzeichnen hofft, und zugleich unserer Zeit, welche das Charakteristische in der Kunst so sehr zu schätzen weiß, einigen Dienst zu leisten glaubt.

I.

Ein Meister einer ländlichen Schule
Erhob sich einst von seinem Stuhle,
Und hatte fest sich vorgenommen,
In bessere Gesellschaft zu kommen;
Deßwegen er im nahen Bad
In den so genannten Salon eintrat.
Verblüfft war er gleich an der Thür,
Als wenn's ihm zu vornehm widerführ';
Macht daher dem ersten Fremden rechts
Einen tiefen Bückling, es war nichts Schlechts;
Aber hinten hätt' er nicht vorgesehn,
Daß da auch wieder Leute stehn,
Gab Einem zur Linken in den Schooß
Mit seinem Hintern einen derben Stoß.
Das hätt' er schnell gern abgebüßt;
Doch, wie er eilig den wieder begrüßt,
So stoßt er rechts einen Andern an;
Er hat wieder jemand was Leid's gethan.
Und wie er's diesem wieder abbittet,
Er's wieder mit einem. Andern verschüttet.
Und complimentirte sich zu seiner Qual,
Von hinten und vorn, so durch den Saal,
Bis ihm endlich ein derber Geist,
Ungeduldig, die Thüre weis't.

        Möge doch Mancher, in seinen Sünden,
Hiervon die Nutzanwendung finden.


II.

Da er nun seine Straße ging,
Dacht' er: ich machte mich zu gering;
Will mich aber nicht weiter schmiegen;
Denn wer sich grün macht, den fressen die Ziegen.
So ging er gleich frisch quer Feld ein,
Und zwar nicht über Stock und Stein;
Sondern über Aecker und gute Wiesen,
Zertrat das alles mit latschen Füßen.

Ein Besitzer begegnet ihm so,
Und fragt nicht weiter wie? noch wo?
Sondern schlägt ihn tüchtig hinter die Ohren.

Bin ich doch gleich, wie neu geboren!
Ruft unser Wandrer hoch entzückt,
Wer bist du Mann, der mich beglückt?
Möchte mich doch Gott immer segnen,
Daß mir so fröhliche Gesellen begegnen!


  Johann Wolfgang von Goethe . 1749 - 1832






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