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Johann Wolfgang von Goethe
Gedichte . 1825



VII.

O, wie fühl' ich in Rom mich so froh! gedenk' ich der Zeiten,
Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing,
Trübe der Himmel und schwer auf meine Scheitel sich senkte,
Farb'- und gestaltlos die Welt um den Ermatteten lag,
Und ich über mein Ich, des unbefriedigten Geistes
Düstre Wege zu spähn, still in Betrachtung versank.
Nun umleuchtet der Glanz des helleren Aethers die Stirne;
Phöbus rufet, der Gott, Formen und Farben hervor.
Sternhell glänzet die Nacht, sie klingt von weichen Gesängen,
Und mir leuchtet der Mond heller als nordischer Tag.
Welche Seligkeit ward mir Sterblichen! Träum' ich? Empfänget
Dein ambrosisches Haus, Jupiter Vater, den Gast?
Ach! hier lieg' ich, und strecke nach deinen Knien die Hände
Flehend aus. O vernimm, Jupiter Xenius, mich!
Wie ich herein gekommen, ich kann's nicht sagen; es faßte
Hebe den Wand'rer, und zog mich in die Hallen heran.
Hast du ihr einen Heroen herauf zu führen geboten?
Irrte die Schöne? Vergib! Laß mir des Irrthums Gewinn!
Deine Tochter Fortuna sie auch! Die herrlichsten Gaben
Theilt als ein Mädchen sie aus, wie es die Laune gebeut.
Bist du der wirthliche Gott? O! dann so verstoße den Gastfreund
Nicht von deinem Olymp wieder zur Erde hinab!
"Dichter, wohin versteigest du dich?" - Vergib mir; der hohe
Capitolinische Berg ist dir ein zweiter Olymp.
Dulde mich, Jupiter, hier, und Hermes führe mich später,
Cestius Mahl vorbei, leise zum Orkus hinab.


  Johann Wolfgang von Goethe . 1749 - 1832






Gedicht: O, wie fühl' ich in Rom mich so froh! gedenk' ich der Zeiten

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O, wie fühl' ich in Rom mich so froh! gedenk' ich der Zeiten, Johann Wolfgang von Goethe