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Johann Wolfgang von Goethe
Gedichte . 1825



Erlkönig

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?-
Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif?
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.-

"Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
"Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir;
"Manch' bunte Blumen sind an dem Strand;
"Meine Mutter hat manch' gülden Gewand." -

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht? -
Sey ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
In dürren Blättern säuselt der Wind.-

"Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
"Meine Töchter sollen dich warten schön;
"Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn,
"Und wiegen und tanzen und singen dich ein."

Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? -
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau:
Es scheinen die alten Weiden so gran.-

"Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt,
"Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt." -
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids gethan! -

Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
Er hält in Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Noth;
In seinen Armen das Kind war todt.


  Johann Wolfgang von Goethe . 1749 - 1832






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