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Ferdinand Freiligrath
Gedichte . 1848



Der Engel und das Kind

nach Jean Rebonl

Ein Engel stand an einer Wiege;
Sein Antlitz war von Strahlen hell.
Es war, als ob die eignen Züge
Er schimmern säh' in einem Quell.

"Kind, das mir gleicht," so sprach der Engel,
"Fleuch auf mit mir zum ew'gen Licht!
Die Erde bietet dir nur Mängel;
Komm! deiner würdig ist sie nicht!

Auf ihr erblühst du nur zu Leide;
Selbst ihre Wonne drückt die Brust;
Wie klagend, jauchzt auf ihr die Freude,
Und Seufzer hat auf ihr die Lust.

Kein Fest auf ihr, das ohne Sorgen!
Es gab noch keinen Sonnentag,
Der Bürge ward beim nächsten Morgen
Für Sturmeswehn und Wetterschlag!

Und sollte je der Gram sich setzen
Auf diese reine, stille Brau?
Und bleichte je mit bitterm Aetzen
Die Zähre dieses Auges Blau?

Nein! folge mir, daß ich dich trage,
Wo brennend Sonn' um Sonne rollt!
Der Himmel schenkt dir gern die Tage,
Die du vertrauern hier gesollt!

Laß keine Thräne sie vergießen,
Die dich genannt ihr einzig Glück;
Laß deinen letzten sie begrüßen,
Wie deinen ersten Augenblick!

Laß ihre Stirn es nicht verkünden,
Daß hier im Haus ein Auge brach!
O komm! Wer hingeht ohne Sünden -
Sein letzter ist sein schönster Tag!"

Und, schüttelnd seine weißen Schwingen,
Auf zu der Gottheit ew'gem Thron
Erhub er sich mit süßem Klingen.....
Du arme Mutter! ... Todt dein Sohn!


  Ferdinand Freiligrath . 1810 - 1876






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