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Ferdinand Freiligrath
Gedichte
. 1848
Wetterleuchten in der Pfingstnacht
1834.
Will Er in lichten Flammenbränden
Von Seiner Himmelsburg herab
Auf's Neue seinen Geist uns senden,
Wie Er ihn Christi Jüngern gab?
Woher die Glut, die flücht'ge, grelle,
Die jener Wolke Schwarz umfliegt,
Wie sich ein Mantel, weiß und helle,
Um eines Mohren Glieder schmiegt? -
Das sind des Himmels offne Thüren;
Das ist die Glut, die ihm entquillt!
Sein Leuchten will die Erde zieren,
Wie Glorienglanz ein Heil'genbild.
Die Thäler all', der Berge Spitzen
Will heut des Geistes Flammenspur,
Die ganze Welt will sie umblitzen;
Wie einst das Haupt der Zwölfe nur!
Denn morgen soll die heil'ge Feier
Des ausgegoss'nen Geistes sein!
Und dazu weiht der hehre Weiher
Die Welt mit seinen Flammen ein.
Wie jener Wetter falbe Kerzen
Am Horizonte lodernd sprühn,
So soll in allen Christenherzen
Ein heilig Geistesfeuer glühn!
Ferdinand
Freiligrath . 1810 - 1876
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