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Ferdinand Freiligrath
Gedichte . 1848



Die Amphitrite

Mai 1832.

Siehst du vor Anker dort
Die Amphitrite liegen?
Festlich erglänzt der Bord,
Die rothen Wimpel fliegen.

Es hangen aufgehißt
Die Segel an den Stangen;
Der graue Meergott küßt
Schäumend der Gattin Wangen.

Sie ist zurückgekehrt
Aus fernen Morgenlanden,
Hat sich im Sturm bewährt
Und Linienglut bestanden.

Der Schiffer steht am Mast,
Die Lenden roth umgürtet;
Er weiß nicht, welchen Gast
Sein räumig Schiff bewirthet.

Das ist der junge Mai,
Der südliche Geselle;
Den trug das Prachtgebäu
Durch die tiefblaue Welle.

Er lag in India
Am Rand des schattigen, dichten
Banianenhains, und sah
Das Schiff die Anker lichten.

Da sprang er auf vom Sand,
Zu schnüren die Sandale,
Zu ordnen das Gewand,
Und die reichen, weichen Shawle.

Da flog er hin an's Meer,
Und warf sich in das graue,
Und rastete nicht eh'r,
Bis an des Schiffes Taue.

Mit leichten Füßen, keck,
Vom Schiffsvolk ungesehen,
Schwang er sich auf das Deck,
Und ließ den Landwind wehen.

Und nun die Brigg allhier
Im Hafen angekommen,
Ist er mit bunter Zier
Sofort ans Land geschwommen.

Es flattern vor ihm her
Die Störche als Propheten;
Ein Zaubrer, ein Jongleur
Hat er den Strand betreten.

Nackte Bäume macht er grün,
Und blumig kahle Stätten;
Bunte Tulpen läßt er blühn,
Hyacinthen und Tazetten.

Die Erde wunderbar
Schmückt er mit farbigem Schimmer.
Dank, rüstiger Laskar!
Willkommen, lockiger Schwimmer! -

Siehst du vor Anker dort
Die Amphitrite liegen?
Festlich erglänzt der Bord,
Die rothen Wimpel fliegen.


  Ferdinand Freiligrath . 1810 - 1876






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