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Ferdinand Freiligrath
Gedichte . 1848



Banditenbegräbniß

Auf blut'ger Bahre rastet
Ein Leichnam, blaß und kalt;
Den tragen, schwer belastet,
Sechs Männer durch den Wald.
Sechs Männer, schwarz von Haare,
Bewehrt mit Blei und Stahl,
Gehn schweigend mit der Bahre
Durchs düstre Fichtenthal.

Die Bahr' sind zwei Gewehre
Mit Läufen rund und lang:
Darüber sind die Quere
Gelegt drei Schwerter blank.
Auf Klingen ruht, der muthig
Einst selber schwang das Erz;
Sein Haupt, entstellt und blutig,
Hangt rücklings erdenwärts.

Weit klafft die rothe Wunde
Am bleichen linken Schlaf,
Wo ihn zur bösen Stunde
Die Todeskugel traf.
Es tröpfelt von den Locken
Geronnen Blut und Hirn;
Vom Wehn der Berge trocken,
Umklebt es Hals und Stirn.

Das Aug' ist blutumflossen,
Der Wange Braun entflohn.
Die Lippen, fest geschlossen,
Umzuckt ein bittrer Hohn.
Die Rechte, die im Kampfe
Das Schwert mit Macht geführt,
Hält's noch mit starrem Krampfe,
Daß sie es nicht verliert.

Es blitzte Tod dem Sbirren;
Er läßt es nimmer los.
Es schleift mit leisem Klirren
Durch Steingeröll und Moos.
Wie dicke blut'ge Thränen,
Rinnt rieselnd Blut daran:
Das Schwert, so muß man wähnen,
Weint um den todten Mann.

Die Linke, zugekniffen,
Hält starr den Gürtelshawl,
Als hätt' er ihn ergriffen
In letzter Todesqual.
Gelös't wehn Schnur und Litze
Um sein zerhau'n Collet;
Am Gurt mit scharfer Spitze
Schwebt lässig das Stilet.

So liegt der bleiche Schläger,
Der einst so wild, so kühn;
So tragen ihn die Träger
Im finstern Apennin;
So ruht er auf den Degen; -
Im tiefsten tiefen Wald,
Fernab von Straß' und Wegen,
Da ruft der Führer: "Halt!"

Da klirrt die Bahre nieder,
Und muß nun Schaufel seyn;
Da graben ihm die Brüder
Ein Grab tief in den Rain.
Kein Sarg macht ihm Beschwerde:
Los, ledig, sonder Druck,
Grüßt er sein Bett, die Erde,
Im Blut- und Waffenschmuck.

Die Feier ist vollendet,
Das Grab steht schwarz und baar.
Mit finsterm Schweigen wendet
Sich ab die kleine Schaar.
Sie sehn nach den Gewehren;
Sie laden, da tönt schrill
Ein Pfeifen! - in die Föhren
Stürzt Jeder! - Alles still!


  Ferdinand Freiligrath . 1810 - 1876






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