Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Gedichte
162 Bücher



Theodor Fontane
Gedichte . 1898



"Und alles ohne Liebe."

    Die Mutter spricht: "lieb Else mein,
Wozu dies Grämen und Härmen?
Man lebt sich in einander ein,
Auch ohne viel zu schwärmen;
Wie manche nahm schon ihren Mann,
Daß sie nicht sitzen bliebe,
Und dünkte sich im Himmel dann
Und - alles ohne Liebe."

    Jung-Else hört's. Sie schloß das Band,
Das ewge, am Altare,
Und lächelnd nahm des Gatten Hand
Den Kranz aus ihrem Haare;
Ihr war's, als ob ein glühend Roth
Sich auf die Stirn ihr schriebe,
Sie gab ihr Alles, nach Gebot,
Und - alles ohne Liebe.

    Der Mann ist schlecht; er liebt das Spiel
Und guten Trunk nicht minder,
Sein Weib zu Hause weint zu viel
Und ewig schrein die Kinder;
Spät kommt er heim; er kost, er schlägt,
Nachgiebig jedem Triebe,
Sie trägt's wie nur die Liebe trägt
Und - alles ohne Liebe.

    Sie wünscht sich oft, es wär vorbei,
Wenn nicht die Kinder wären,
So aber sucht sie stets aufs neu
Zum Guten es zu kehren,
Sie schmeichelt ihm und ob er dann
Auch kalt bei Seit sie schiebe,
Sie nennt ihn "ihren liebsten Mann"
Und - alles ohne Liebe.


  Theodor Fontane . 1819 - 1898






Gedicht: "Und alles ohne Liebe."

Expressionisten
Dichter abc


Fontane
Gedichte

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

"Und alles ohne Liebe.", Theodor Fontane