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Gottfried August Bürger 
 
Gedichte
. 1789 
 
 
 
Stutzertändeley 
Freund Amor, kannst du machen, 
Für einen hübschen Kuß, 
Daß mir Agneschen lachen 
Aus frommen Augen muß? 
 
O allerliebste Sachen, 
Die ich kaum nennen kann, 
Schenkt' ich für dieses Lachen 
Dir, lieber kleiner Mann! 
 
In manchem Spiel um Pfänder 
Hab' ich erobert mir 
Viel schöne bunte Bänder; 
Die alle gäb' ich dir. 
 
Ja dieß geraubte Müschgen 
Empfingest du sogar! 
Und dieses Federbüschgen, 
Aus Minna's blondem Haar. 
 
Und deinen Köcher schmückte 
Von golddurchwirktem Band' 
Ein Röschen, welches stickte 
Des schönsten Mädchens Hand. 
 
Weckst du ihr süßes Lachen, 
Sieh, so verdienst du dir, 
Die Nymphen naß zu machen, 
Die kleine Sprütze hier. 
 
Auch sollen dich belohnen 
Bonbon und Marzipan, 
Vortrefliche Makronen, 
Und was dir lüsten kann. 
 
Und siehst du dieses Gläschen 
Voll Syrakuserwein? - 
Erdenke mir ein Späßchen! 
Du bist ja sonst so fein. - 
 
Ha! Kleiner, ich erfinde, 
Viel eher einen Plan! 
Den höre mir geschwinde 
Mit beyden Ohren an! 
 
In eine kleine Fliege - 
Siehst du, was ich erfand! - 
Verwandle dich und fliege 
Auf ihrer Schnürbrust Rand. 
 
Dort gleite durch die Falte, 
Im zarten Musselin, 
Bis zu dem tiefen Spalte 
Des warmen Busens hin. 
 
Dort wage mir hernieder, 
Geschickt, nach Bergmannsart, 
Anschließend dein Gefieder, 
Die wollustvolle Fahrt! 
 
Dann muß es dir gelingen, 
Ihr, neidenswerthe Müh'! 
Ein Lächeln abzuzwingen; 
Da kitzle, kitzle sie!
 
 
 
 
Gottfried
August Bürger . 1747 - 1794 
 
 
  
 
 
 
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