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Gottfried August Bürger 
 
Gedichte
. 1789 
 
 
 
Der Ritter und sein Liebchen 
Ein Ritter ritt einst in den Krieg, 
Und als er seinen Hengst bestieg, 
Umfing ihn sein fein's Liebchen: 
"Leb wohl, du Herzensbübchen! 
Leb wohl! Viel Heil und Sieg! 
 
Komm fein bald wieder heim ins Land, 
Daß uns umschling' ein schön'res Band, 
Als Band von Gold und Seide: 
Ein Band aus Lust und Freude, 
Gewirkt von Priesterhand!" - 
 
"Ho ho! Käm' ich auch wieder hier, 
Du Närrchen du, was hülf' es dir? 
Magst meinen Trieb zwar weiden; 
Allein dein Band aus Freuden 
Behagt mit nichten mir." - 
 
"O weh! so weid' ich deinen Trieb, 
Und willst doch, falscher Herzensdieb, 
Ins Ehband dich nicht fügen! 
Warum mich denn betrügen, 
Treuloser Unschuldsdieb?" - 
 
"Ho ho! du Närrchen, welch ein Wahn! 
Was ich that, hast du mitgethan. 
Kein Schloß hab ich erbrochen, 
Wann ich kam anzupochen, 
So war schon aufgethan." - 
 
"O weh! So trugst du das im Sinn? 
Was schmeicheltest du mir um's Kinn? 
Was mußtest du die Krone, 
So zu Betrug und Hohne, 
Mir aus den Locken ziehn?" - 
 
"Ho ho! Jüngst flog in jenem Hain 
Ein kirres Täubchen zu mir ein. 
Hätt' ich es nicht gefangen, 
So müßten mir entgangen 
Verstand und Sinnen seyn." - 
 
D'rauf ritt der Ritter hop sa sa! 
Und strich sein Bärtchen trallala! 
Sein Liebchen sah ihn reiten, 
Und hörte noch vom weiten 
Sein Lachen ha ha ha! - - 
 
Traut, Mädchen, leichten Rittern nicht! 
Manch Ritter ist ein Bösewicht. 
Sie löffeln wohl und wandern, 
Von Einer zu der Andern, 
Und freyen Keine nicht.
 
 
 
 
Gottfried
August Bürger . 1747 - 1794 
 
 
  
 
 
 
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