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Friedrich von Bodenstedt
Aus
der Heimat und Fremde . 1856/1859
Der Tegernsee
Rein spiegelt sich im See des Himmels Blau,
Rings laufen grüne Berge, schwarz umkräuselt,
Und mit dem Morgenwind, der mich umsäuselt,
Des Heues würz'ger Duft weht von der Au.
Dort zieht der See ein schimmernd Silberband -
Geplätsch, Gekicher, - junge Damen sitzen
Am Ruder; weiße Sommerhüte blitzen,
Und Bänder weh'n um luftiges Gewand.
Fern aus dem weißen Dörfchen schallt Geläut, -
Andächtig zieh'n die Leute zur Kapelle,
Andächtig wieg' ich mich auf blauer Welle,
Voll all des Schönen, das der Blick mir beut.
Die Berge steh'n in dunklen Reih'n,
Im Thale Nebel wogen;
Hell glänzt der See im Mondenschein,
Ein Kahn schwimmt auf den Wogen.
Draus schallen Stimmen hell und weit,
Zwei Sennerinnen singen,
Als wollten vor lauter Seligkeit
Die jungen Herzen springen.
Das schmettert jauchzend, kichert froh,
Als ob sie singend küßten -
Was freut die drallen Mägdlein so?
Ja, wenn sie's selbst nur wüßten!
Friedrich
von Bodenstedt . 1819 - 1892
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