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Gedichte, Lyrik, Poesie

Im Weltgesang
162 Bücher



Leo Sternberg
Im Weltgesang . 1. Auflage 1916



Natur

Ich gehe unter den Menschen wie unter den Blumen des Feldes,
und unter den Städterinnen wie längs den Wildbacherlen.
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An der Bergquelle stand mein Haus, wo der Wind wie Nahrung schmeckt;
Mutter Erde unter des Feldbaums schleiernder Fontäne
dem Lied der Höhenstille lauscht am Hang,
mit den horizontüberfliegenden Wolken
über das Gipfelmeer der Erde wandernd ..
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Was stieg ich hinab in die Schächte enger Städte,
wo kahle Mauern meine Aussicht sind;
die abgestandne Luft mir Fieberschwüle gießt ins Blut;
und der seelenlose Lärm der Gassen einbricht,
als führte die Heerstraße polternd durch mein Haus.
Wie schrie ich nach dir, Natur, und dehnte die Arme
nach dem Schweigen deiner Felseneinsamkeit,
meinen Hochlandheiden, gefleckt von Wolkenschatten!
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Da erkannte ich in den dunklen Häuserwänden
die moosigen Felsen meiner Schluchten wieder;
die Balken meiner Wohnung als die Eichen des Waldes;
und das Pflaster unter meinen Füßen
als die Heideblöcke, umschaukelt von Arnikagold ...
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Nun geh ich unter den Menschen wie unter den Blumen des Feldes,
und unter den Städterinnen wie längs den Wildbacherlen.
Ich sehe langbewimperte Augen blühn in der Sonne des Glücks,
und über verwetterte Wangen die Schatten der Sturmwolken fahren ..


  Leo Sternberg . 1876 - 1937






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