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Leo Sternberg
Im
Weltgesang . 1. Auflage 1916
Der Falke
Wie unter freiem Himmel schlafe ich...
Durch das offne Fenster schweben weiße Wolkenkränze,
und es streicht ein Lufthauch über mich aus fernen Welten,
die ich in den Kissen liegend droben glitzern sehe.
Und da kommst auch du aus weiten Sternenräumen wieder
durchs vertraute Fenster mir ins Schlafgemach hereingeflogen,
lieber Abendfalke, der du alle Nächte
auf dem Fußrand meines Lagers sitzest,
daß ich vorm Entschlummern wieder bei mir habe,
den ich tags in alle Fernen sandte,
und beruhigt bei dem Heimgekehrten mag entschlafen ...
Sitzest auf dem Fußrand meines Lagers,
mit den feuerbraunen Augen auf den Schläfer blickend,
den kein Band mehr mit dem All verkettet,
bis du dich am rosenfarbnen Morgen
wieder durch das offne Fenster
in die Lüfte schwingst und fern entschwindest.
Leo
Sternberg . 1876 - 1937
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