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Gedichte, Lyrik, Poesie

Extramundana
162 Bücher



Carl Spitteler
Extramundana . 2. Auflage 1905



Vorbemerkung

Das nachfolgende Gedicht, einzig aus der Sammlung, ist allegorisch angehaucht. Wem nun seine Grundsätze zum Voraus verbieten, etwas Allegorisches genußreich zu finden, der sei hiermit ehrlich gewarnt. Was mich betrifft, so erkenne ich zwar das unschätzbare Verdienst an, das sich die deutsche Aesthetik mit der Bekämpfung der rhetorischen Allegorie zu Gunsten der lebenswarmen Natur erworben. Ich kann aber nicht die wahrhaft abergläubische Gedankenfurcht theilen, in welche diese an sich berechtigte Tendenz ausgeartet ist. Weil man denn so gerne mit den Griechen oder noch lieber mit den "Hellenen" argumentirt, so möge man sich erinnern, daß die scheinbar "sonnenhellsten" und "lebensfrohesten" griechischen Fabeln den tiefsinnigsten kosmischen Gedanken ihr Dasein verdanken, und daß "der hellenische Geist" auch der Allegorie keineswegs aus dem Wege gegangen ist, sondern dieselbe vielmehr auf naive Weise bis an die Gränze des Geschmacklosen verfolgte. Man denke an die geflügelte Sieges-Person in der Hand des olympischen Zeus, oder an Pallas Athene, welche aus dem Kopf des Vaters wie eine Attrappe aus einer Schachtel hervorhüpft. Der "frostigen" (rhetorischen) Allegorie rede ich nicht im mindesten das Wort; wo aber die Allegorie nicht "frostig" und rhetorisch, sondern warm und poetisch auftritt, da giebt sie meines Erachtens einer Erzählung, weit entfernt ihr zu schaden, einen vermehrten Reiz: der tiefere Sinn gleitet parallel unter der Handlung dahin, wie die Spiegelung eines segelnden Schiffes im Wasser.


  Carl Spitteler . 1845 - 1924






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