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Gedichte, Lyrik, Poesie

Blätter im Wind
162 Bücher



Heinrich Seidel
Blätter im Wind . (vermutlich) 2. Auflage 1882



Es war einmal

1.

Versunken und begraben
Liegt Beides - Schmerz und Lust,
Die mich beweget haben
In meiner tiefsten Brust.

Nur manchmal leise reget
Das Herz sich wie im Traum,
Und was es einst beweget,
Das glaubt es selber kaum.


2.

O fiele ein Stern hernieder,
Ein goldner, in meinen Schooß!
O stände in Blüthen wieder
Mein dunkles Lebensloos!

Rings um mich, nah und ferne
Steht Alles in Rosen und Laub -
Es fallen viel tausend Sterne -
Mir werden sie alle zu Staub!


3.

All der Jugend heißes Sehnen,
Es entschwindet wie ein Traum -
Unter Lust und unter Thränen
Geht die Zeit, wir merken's kaum.

Ewig nur voll holden Klanges
Tönet die Erinnrung fort;
Weinend macht uns ihres Sanges
Herzbewegend Zauberwort.


4.

Kehret wieder goldne Tage
Kehre wieder schöne Zeit!
Ach, gleich einer holden Sage
Liegst du in Vergangenheit.

Und zu dir - ich kann's nicht wehren
Wendet sehnend sich mein Sinn,
Wirst du gleich nie wiederkehren,
Weil ich selbst ein Andrer bin! -


5.

Was soll die stäte Klage
Um den verlor'nen Traum?!
Es schwinden deine Tage
Wie Blatt um Blatt vom Baum!

Laß' hell dein Auge glänzen!
Und lerne es verstehn:
Mit Blumen dich zu kränzen
Die auf den Gräbern stehn.


  Heinrich Seidel . 1842 - 1906






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