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Hugo Salus
Glockenklang
. 1. Auflage 1911
Der klügere Säugling
Mein Knäblein tief im Kissen,
Nun sitzt dein Vater stundenlang
Und wird nicht müd, dich anzuschaun,
Als dürft' er sich noch gar nicht traun,
Dich wirklich da zu wissen!
Was mag das Büblein träumen?
Es träumt gewiß von süßer Milch!
Ein Lächeln huscht um seinen Mund,
Genäschig macht's die Lippen rund,
Kein Tröpflein zu versäumen.
O weh, die Stirn in Falten!
Was mögen hinter diese Stirn
Aus seiner ungebornen Zeit
Gedanken der Unsterblichkeit
Jetzt Wiedereinkehr halten!
Doch jetzt, was mag er haben?
Er schlägt die Augen staunend auf
Und schaut sehr kühl und fremd auf mich;
Er denkt: Was träumt der Mann?
Und ich, Ich schäm' mich vor dem Knaben...
Hugo
Salus . 1866 - 1929
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