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Hugo Salus
Gedichte . 1. Auflage 1898



Pan

Auf dem weichen, grünen Rasen
Lieg' ich, als ein Hirt verkleidet,
Um mein seltsam Flötenblasen
Werd' ich ringsum arg beneidet;
Eine kommt schon, der die Töne
In das keusche Herz gedrungen,
Neben mich hab' ich die Schöne
Schnell ins weiche Gras gezwungen.

"Meine Süße, Heißgeliebte,"
Quillt nur so von meinen Lippen,
Drücke sie, der Vielgeübte,
Fester stets an meine Rippen;
Meine Finger nesteln gierig
An dem Mieder und ich glühe:
Ist auch diese Arbeit schwierig,
Lohnt sie sich fürwahr der Mühe!

Ihr wird schwül und angst und wehe,
Soll sie lachen oder weinen?
Oben sucht sie meine Nähe,
Stößt mich weg mit ihren Beinen.
O, ich weiß ein Weib zu reizen,
Daß ihr hoch die Pulse springen,
Weiß ihr tüchtig einzuheizen
Und sie recht in Schweiß zu bringen.

Und sie weint, von Glut durchschauert,
Daß sich ihrer Zeus erbarme!
Unentrinnbar eingemauert
Ist sie zwischen meine Arme.
Und ihr Sträuben, immer schwächer
Wird's, sie schließt die Lider,
Und den Mund, ich Wollustzecher,
Senk' ich auf den ihren nieder.

Ihre Arme, wie sie pressen,
Ihre Lippen, wie sie saugen!
Heiß, wie aus der Hölle Essen
Trifft ihr Atem meine Augen.
Sie ist mein, die Maske falle,
Wenn sie noch so sehr erschrecke:
Ich bin ich, mein Pansruf schalle,
Ich bin ich, der Gott der Böcke!

Und sie sieht mich an, erschrocken,
Furcht und Abscheu in den Mienen:
Zwischen meinen Schäferlocken,
Ist ein Hörnerpaar erschienen,
Um das weiche Kinn schon starrt es
Struppig von dem Ziegenbarte,
Und ein Fell, ein borstig hartes,
Deckt die Haut, die weiche, zarte.

Sträubst dich jetzt? Ja, schrei und weine,
Winde dich in meinen Armen,
Beiße, du bist doch die Meine,
Und ich kenne kein Erbarmen!
Schlag um dich, am Fell die Wangen
Reibe wund und wund die Brüste:
Deine Angst schürt mein Verlangen,
Und ich stille mein Gelüste! -

Stets gelaunt zu Liebeshändeln,
Kitzelt's euch, mit mir zu spielen,
Reizt es euch, in leichtem Tändeln
Euer Mütchen abzukühlen!
Wenn dann meine Hüllen fallen,
Seid ihr grenzenlos beklommen. -
Laß ich meine Flöte schallen,
Wirst auch du mir wiederkommen!


  Hugo Salus . 1866 - 1929






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