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Hugo Salus
Gedichte
. 1. Auflage 1898
Der Spiegel
Die Hochzeitsgäste waren kaum zu Haus,
Verschwand das Bräutchen von dem Hochzeitsschmaus
Wo hüpft sie hin? Ins Mädchenkämmerlein.
Der junge Ehemann schleicht hinterdrein.
Was nur dies tolle Kinderköpfchen will?
Vor ihrem hohen Spiegel hält sie still,
Die Schleppe nimmt sie auf. O, welche Pracht!
Und macht sich einen tiefen Knix und lacht.
Sie winkt sich zu und lacht mit Mund und Blick:
"Frau Doktorin, ich wünsche herzlich Glück."
Da geht die Thür. Ihr Mann! O, welcher Schreck!
Ein leiser Schrei. Sie will errötend weg.
Er aber schlingt den Arm um ihren Leib:
"Frau Doktorin! Du Kind! Mein liebes Weib!"
Hugo
Salus . 1866 - 1929
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