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Gedichte, Lyrik, Poesie

Ernte
162 Bücher



Hugo Salus
Ernte . 1. Auflage 1903



Vom dunklen Strand

An den stummen Gestaden der dunklen Unendlichkeit
Schweigen die Stimmen der Welt, schweigt das Brausen der Zeit.
Charon, der ernste, hält sinnend das Ruder bereit.

Früh gestrandete Lust, spät gelandete Not,
Sehnsucht, Verzicht und Leid füllen das düstere Boot.
Und die Nebel des Styx bleichen das irdische Rot.

In die tiefdunkle Flut senkt sich das Ruder schon.
Da, durch das Schweigen der Nacht, zittert ein Geigenton.
Einen Großen geleitet der Tod fidelnd zum Acheron.

"Mächtiger Bruder, wen bringst du an das ewige Meer?
War er ein König, ein Held in der Vergänglichen Heer?
Sag', wen bringst du mir noch? Sieh, mein Nachen ist schwer!"

Senkt seine Fidel der Tod: "Kehrt zurück auf den Strand,
Schatten, kauert euch her in den stygischen Sand!
Böcklin, ihn führe allein hin zu der Ewigen Land.

Über Leben und Tod siegte sein träumender Blick.
Das er weckte, das Licht, ließ er den Menschen, das Glück.
Seinen Schatten allein bring zu den Schatten zurück.

Hier auf dem Ufer des Tods, auf dem Gestade der Zeit,
Über der Ewigen Schweigen, über der Sterblichen Neid
Ruf' ich den Namen hinaus in die Unendlichkeit.

So, durch mich geweiht, wird er unsterblich sein.
Böcklin, rufe ich laut, du bist mein und nicht mein!
Charon, Bruder, und nun tauche dein Ruder ein!"

Und nun rührt sich das Boot. Sieh, und die Wellen erglühn,
Und es schimmert der Strand, leuchtende Blumen erblühn.
Durch die strahlende Flut schaukelt der Nachen dahin ...


  Hugo Salus . 1866 - 1929






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Vom dunklen Strand, Hugo Salus