Weisheit des blinden Knaben

Was immer mir das Schicksal noch beschert,
Eh' sie mir einst mein Ruheplätzchen graben,
Daß Grauen fürder nicht mein Herz verzehrt,
Dank' ich dem Ausspruch eines blinden Knaben.

Er schaut' mich an mit seinem toten Blick
Und ich sah heißes Leben drin entbrennen,
Da er mir kundtat seines Hoffens Glück:
"Ich werde sicher morgen sehen können!"

Er weiß ja nicht, was morgen ist, was heut,
Ihm ist in Dunkel alle Zeit verborgen,
So daß er sich sein ganzes Leben freut
Aus ein von Sonnenglanz bestrahltes Morgen.

Du blinder Knabe, oh, wie dank' ich dir!
Es möge nichts die Zuversicht dir nehmen!
Ich aber, ich, naht je Verzweiflung mir,
Will mich als Echo deines Ausspruchs schämen.


  Hugo Salus . 1866 - 1929

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