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Anna Ritter
Gedichte
. 1. Auflage 1898
Wach' auf mein Lieb
Fernab der Zeit liegst du in deinem Grabe
Und träumst und träumst,
Mich aber jammert es der schönen Tage,
Die du versäumst.
Mit rothen Rosen kränz ich deinen Hügel -
Spürst du den Duft?
Dringt's nicht wie Sonnenglanz und Liebesodem
In deine Gruft?
Wach' auf mein Lieb! Willst du den Lenz verschlafen
Und seine Pracht?
Der kleine Vogel, den du liebst vor allen,
Singt jede Nacht.
Weiß ist mein Arm und meine Lippen brennen,
Der Ampel Licht
Blitzt wie ein Sternlein durch das Kammerfenster -
Du siehst es nicht!
Die Sehnsucht kreist mir ruhelos im Blute,
Ach, daß du kämst
Und all mein Leid und meine große Liebe
An's Herze nähmst!
Anna
Ritter . 1865 - 1921
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