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Anna Ritter
Gedichte . 1. Auflage 1898


Mittagsruhe

Es ist so still im Haus!
Auf allen Räumen
Liegt schwer die Mittagsruh
Mit ihren Träumen.

Rothgold'ner Sonnenschein
Blinkt auf den Dielen,
Mit jedem Stück Geräth
Die Fünkchen spielen.

Die Blumen auf dem Sims
Verschlafen nicken,
Schneeweiße Malven sind's
Und bunte Wicken.

Die Fliege im Gemach
Zieht träge Kreise,
Die alte Pendeluhr
Tickt müd' und leise.

Das Buch ruht mir im Schooß -
Ich kann nicht lesen,
Ich träume für mich hin
Wie's einst gewesen.

Lichtvoll und thränenschwer,
In Lust und Klage,
Zieht mir der Schwarm vorbei
Vergang'ner Tage.

Die Jugend schaut mich an,
So rein, so offen,
Die Liebe zieht vorbei,
Das Glück, das Hoffen.

Dann ist die frohe Schaar
Mir still entschwunden,
Es naht der Sorgengeist
Durchkämpfter Stunden.

Es naht die Einsamkeit,
Die Noth, das Sehnen,
Die schauen ernst und sanft
Auf meine Thränen.

Und segnend heben sie
Die blassen Hände -
Ein Abschiednehmen ist's,
Ein friedlich Ende.

Nun ist mein Stübchen leer. -
Mit hellem Lachen
Liegt mir das Kind am Hals -
O süß Erwachen!


  Anna Ritter . 1865 - 1921






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