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Anna Ritter
Gedichte
. 1. Auflage 1898
Das sind die schwülen Sommernächte...
Das sind die schwülen Sommernächte,
Die fieberheiß die Stirn umweh'n,
Da wie gefesselte Giganten
Die Bäume rings im Kreise steh'n.
Der Nachtwind lockt aus jeder Blüthe
Die Seele buhlerisch hervor
Und trägt auf seinen trunk'nen Armen
Den willenlosen Duft empor.
Die Sterne zucken dort und flimmern,
Als trübten Thränen ihren Schein,
Das Bächlein schluchzt und will nicht wandern,
Es hält sich fest an jeden Stein.
Und durch die athemlose Stille
Ein wunderbares Klingen zieht,
Ein Sang, aus Leid und Lust gewoben,
Ein zitternd süßes Liebeslied.
Anna
Ritter . 1865 - 1921
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