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Anna Ritter
Gedichte
. 1. Auflage 1898
Aus der Einsamkeit
Ein Sonnenstrahl
Zittert fahl
Ueber die Wände und küßt dein Bild.
Streift meine verschlungenen Hände,
Und gleitet müde
Am Boden hin -
Wie lang ist's her, daß ich einsam bin!
Von der Gasse herauf
Klingen fröhliche Stimmen
In's weit geöffnete Fenster herein,
Ein lichtgrüner Schein
Steigt wie ein Schleier
Aus Gärten und Hecken
Und drängt sich warm um den kalten Stein. -
Es thut mir weh,
Wenn ich da draußen den Frühling seh
Und bin so allein! ...
Das wird nun immer so sein,
Jahr um Jahr,
Bis mein dunkles Haar
Und mein wimmerndes Herz
Der Winter deckt,
Bis unter dem kühlen,
Schimmernden Schweigen,
Sich müde die Noth
Meines Lebens versteckt.
Anna
Ritter . 1865 - 1921
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